Kernbotschaft entwickeln – Die eine Botschaft, die bleibt
- laszlokish
- 1. Nov.
- 6 Min. Lesezeit

Aldous Huxley, der britische Schriftsteller und Denker, beschäftigte sich sein ganzes Leben mit den großen Fragen der Menschheit. Bewusstsein, Wahrnehmung, Gesellschaft, Spiritualität. Er schrieb Dutzende Bücher ("Brave New World"). Hielt unzählige Vorträge. Dachte, forschte, formulierte – jahrzehntelang.
Und dann, gegen Ende seines Lebens, stellte er in einem Interview fest:
"Es ist ein bisschen peinlich, sich ein ganzes Leben lang mit dem menschlichen Problem beschäftigt zu haben und am Ende nicht mehr anbieten zu können als den Rat: 'Versucht, ein bisschen freundlicher zueinander zu sein.'"
Ein bisschen peinlich?
Ich finde: Das ist das Gegenteil von peinlich. Das ist Weisheit in Reinform.
Nach all den komplexen Theorien, den philosophischen Konstrukten, den intellektuellen Höhenflügen – eine einzige, klare Botschaft: Seid freundlicher zueinander.
Nicht weil alles andere unwichtig wäre. Sondern weil am Ende genau das hängen bleibt. Die eine Essenz. Die Kernbotschaft. Das, was wirklich zählt.
Und genau darum geht es heute. In diesem letzten wöchentlichen Montags-Impuls.
Das Problem: Menschen erinnern sich an fast nichts
Du hörst einen Vortrag. 45 Minuten. Fünfzehn PowerPoint-Folien. Drei Kernthesen. Sieben Unterkapitel. Achtzehn Statistiken. Zwei inspirierende Anekdoten.
Am nächsten Tag fragst du dich: Worum ging es eigentlich?
Du erinnerst dich vage an... irgendwas mit Digitalisierung? Oder war's Change Management? Ach ja, und der Redner hatte eine lustige Geschichte über seinen Hund erzählt. Oder war's eine Katze?
Das ist keine Ausnahme. Das ist die Regel.
Menschen vergessen 90% von dem, was sie hören – innerhalb von 24 Stunden.
Nicht weil sie dumm sind. Nicht weil sie nicht zugehört haben. Sondern weil unser Gehirn nicht für Informationsflut gebaut ist, sondern für Geschichten, Emotionen und – ganz wichtig – eine klare Botschaft.
Die amerikanische Dichterin und Bürgerrechtlerin Maya Angelou brachte es auf den Punkt:
"Menschen werden vergessen, was du gesagt hast. Menschen werden vergessen, was du getan hast. Aber Menschen werden niemals vergessen, wie du sie fühlen ließest."
Das ist die Wahrheit über Kommunikation.
Zuerst bleibt das Gefühl. Dann – vielleicht – eine einzige Botschaft. Alles andere? Vergessen.
Nicht zehn Punkte. Nicht fünf Kernthesen. Nicht sieben Argumente.
Ein Gefühl. Eine Botschaft. Mehr nicht.
Und genau deshalb ist die wichtigste Frage nicht: "Wie viel kann ich meinem Publikum mitgeben?"
Sondern: "Welches Gefühl will ich erzeugen – und welche eine Botschaft soll bleiben?"
Das Neuralyzer-Prinzip: Was bleibt, wenn alles andere verschwindet?
Kennst du "Men in Black"? Diese Agenten mit den schwarzen Anzügen, die Aliens jagen? Sie haben dieses geniale kleine Gerät: den Neuralyzer. Ein Blitz – und das Gedächtnis ist gelöscht.
Stell dir vor, dein Publikum wird am Ende deiner Präsentation "geblitzt". Alles weg. Alle Details. Alle Folien. Alle Statistiken.
Aber ein Gefühl bleibt. Und eine Botschaft. Genau eine.
Was soll das sein?
Diese Frage sollte am Anfang jeder Vorbereitung stehen. Nicht am Ende. Am Anfang.
Denn wenn du weißt, was deine eine Botschaft ist, richtet sich alles andere danach aus:
Deine Struktur ordnet sich dieser Botschaft unter
Deine Beispiele illustrieren diese Botschaft
Deine Übungen vertiefen diese Botschaft
Dein Abschluss verstärkt diese Botschaft
Die One-Message-Methode ist keine Vereinfachung. Sie ist Klarheit.
Und Klarheit ist das größte Geschenk, das du deinem Publikum machen kannst.
Warum "eine Kernbotschaft" mehr bewirkt als zehn Argumente
Der Redner war brillant. Witzig. Eloquent. Er hatte sieben Punkte. Alle wichtig. Alle gut argumentiert.
Am Abend saß ich mit Freunden in der Bar. Jemand fragte: "Und, worum ging's in dem Vortrag?"
Ich... wusste es nicht mehr. Ich erinnerte mich an die Witzigkeit des Redners. An seine Energie. An das gute Gefühl, das er erzeugt hatte.
Aber worum es inhaltlich ging? Keine Ahnung.
Dann, zwei Monate später, ein anderer Vortrag. Viel weniger spektakulär. Der Redner sprach leise, fast schüchtern. Aber er schuf eine Atmosphäre von Ruhe und Klarheit. Und er hatte eine Botschaft:
"Kleine Handlungen, konsequent wiederholt, verändern alles."
Diese eine Botschaft zog sich durch alles. Jede Geschichte. Jedes Beispiel. Jede Übung.
Und weißt du was? Ich erinnere mich heute noch daran. Jahre später.
Nicht weil die Präsentation perfekt war. Sondern weil das Gefühl stimmte und die Botschaft klar war.
Menschen erinnern sich nicht an alles, was du sagst. Sie erinnern sich daran, wie du sie fühlen ließest – und an das Eine, was du wirklich meinst.
Gib ihnen ein gutes Gefühl. Gib ihnen eine klare Botschaft. Den Rest vergessen sie sowieso.
Die One-Message-Methode: Drei Schritte zu deiner Kernbotschaft
1. Der Neuralyzer-Test: "Worum geht es wirklich?"
Bevor du irgendetwas vorbereitest – Folien, Notizen, Struktur – setz dich hin und beantworte diese Frage:
"Wenn mein Publikum nur EINE Sache aus diesem Vortrag/Gespräch/Meeting mitnimmt – was soll das sein?"
Nicht drei Dinge. Nicht fünf Key Takeaways. Eine einzige Botschaft.
Schreib sie auf. In einem Satz. Maximal 15 Wörter.
Beispiele:
"Authentizität schlägt Perfektion – immer."
"Zuhören ist wichtiger als Reden."
"Deine Haltung entscheidet, nicht deine Technik."
"Kleine Freundlichkeiten verändern die Welt."
Das ist deine Kernbotschaft. Alles andere ist Ausschmückung.
2. Der Bar-Test: "Wie würde ich es erklären?"
Stell dir vor, du sitzt am Abend in einer Bar. Jemand fragt: "Und, worum ging's heute in deiner Präsentation?"
Du hast 10 Sekunden. Was sagst du?
Nicht: "Also, es ging um verschiedene Aspekte der digitalen Transformation im Kontext von Change-Management-Prozessen unter Berücksichtigung agiler Methodiken und..."
Sondern: "Es ging darum, dass Menschen Veränderung nur mittragen, wenn sie den Sinn verstehen."
Das ist der Bar-Test. Wenn du es nicht in 10 Sekunden erklären kannst, ist deine Botschaft nicht klar genug.
3. Der Echo-Check: "Wiederholt sich meine Kernbotschaft?"
Jetzt schau dir deine Präsentation, dein Gespräch, deinen Vortrag an. Und zähle:
Wie oft taucht deine Kernbotschaft auf?
Im Titel? In der Einleitung? In den Beispielen? In den Übungen? Im Abschluss?
Die besten Kommunikatoren wiederholen ihre Botschaft immer wieder – in verschiedenen Variationen, verschiedenen Geschichten, verschiedenen Bildern. Aber es ist immer dieselbe Essenz.
Das ist keine Langeweile. Das ist Verstärkung. Das ist, wie Botschaften ins Langzeitgedächtnis wandern.
Martin Luther King sagte nicht einmal "I have a dream" und dann weiter zum nächsten Punkt. Er wiederholte es. Wieder und wieder. Bis es unauslöschlich war.
Was ist MEINE eine Botschaft? Ein Rückblick
Seit einer ganzen Weile begleiten uns diese wöchentlichen Montags-Impulse. Wir haben über vieles gesprochen:
Über Selbstliebe und wie der innere Kritiker zum Freund wird. Über Vergleiche und warum sie uns klein machen. Über Verletzlichkeit als Stärke. Über Schwingungsanhebung und wie kleine Momente die Welt verändern. Über bewusstes Antworten statt automatisches Reagieren.
So viele Themen. So viele Gedanken. So viele Impulse.
Und dann sitze ich da, wie Aldous Huxley am Ende seines Lebens, und frage mich:
Was ist die eine Botschaft, die bleiben soll?
Was ist der rote Faden, der sich durch all diese Impulse zieht?
Und die Antwort ist einfach. Fast peinlich einfach.
Seid freundlicher zueinander – und beginnt bei euch selbst.
Das ist es.
Freundlichkeit zu dir selbst, wenn dein innerer Kritiker tobt. Freundlichkeit zu anderen, wenn sie Fehler machen. Freundlichkeit in deiner Kommunikation, auch wenn's schwierig wird. Freundlichkeit als Haltung, nicht als Technik.
Alle Impulse, alle Übungen, alle Geschichten – sie dienen dieser einen Botschaft: Freundlichkeit ist die Grundlage echter Kommunikation.
Nicht Perfektion. Nicht Cleverness. Nicht rhetorische Tricks.
Freundlichkeit.
Das klingt vielleicht zu einfach. Zu soft. Zu naiv.
Aber ich habe in all den Jahren als Trainer eines gelernt: Die machtvollsten Menschen sind nicht die härtesten. Es sind die freundlichsten.
Die Menschen, die mit sich selbst freundlich umgehen, strahlen Ruhe aus. Die Menschen, die mit anderen freundlich umgehen, schaffen Vertrauen. Die Menschen, die selbst in Konflikten freundlich bleiben, verändern Kulturen.
Freundlichkeit ist keine Schwäche. Sie ist die höchste Form von Stärke.
Und das – genau das – möchte ich, dass ihr mitnehmt.
Deine Challenge für die kommende Woche (und alle danach)
Bevor du das nächste Mal redest – sei es in einer Präsentation, einem Meeting, einem schwierigen Gespräch oder einfach beim Abendessen – frage dich:
"Was ist die eine Botschaft, die ich wirklich vermitteln will?"
Nicht die zehn Argumente. Nicht die fünf Punkte. Die eine Essenz.
Und dann:
"Wie kann ich diese Botschaft mit Freundlichkeit vermitteln?"
Nicht mit Härte. Nicht mit Überlegenheit. Nicht mit Rechthaberei.
Mit Freundlichkeit.
Das ist die Übung. Für diese Woche. Und für alle danach.
Ein Abschied – und ein Anfang
Wie das Leben so spielt – und wie ich in diesen Impulsen immer wieder geschrieben habe – jede Veränderung ist eine Einladung.
Es ist Zeit für einen neuen Schritt.
Die Anfragen für persönliches Mentoring haben in den letzten Monaten stark zugenommen. Menschen, die tiefer gehen wollen. Die nicht nur lesen, sondern arbeiten wollen. Die ihre Kommunikation wirklich transformieren möchten.
Und ich habe gemerkt: Genau dort liegt meine Kraft. In der direkten Arbeit mit Menschen.
Ich darf mir meine Zeiteinteilung neu überlegen. Beiträge im wöchentlichen Rhythmus kann ich nicht mehr leisten. Deshalb endet der wöchentliche Montags-Impuls hiermit.
Das bedeutet nicht, dass ich aufhöre zu schreiben. Ich werde weiterhin Impulse veröffentlichen – aber in unregelmäßigen Abständen.
Die Gedanken bleiben. Der Rhythmus ändert sich. Aber jetzt, in diesem Moment, ist es Zeit für das Wesentliche: Die direkte Begegnung. Das echte Gespräch. Die persönliche Transformation.
Was bleibt also, wenn alles andere verschwindet?
Die eine Botschaft:
Der Sinn des Lebens ist das Lächeln auf dem Gesicht des anderen.
Das ist nichts anderes als Huxleys Weisheit in anderen Worten: Seid einfach freundlicher zueinander.
Mit dir selbst. Mit anderen. In deiner Kommunikation. In deinem Leben.
Das ist alles.
Und das ist alles, was zählt.
In Dankbarkeit für diese gemeinsame Zeit,
Laszlo
P.S.: Wenn du tiefer gehen möchtest – in einem persönlichen Mentoring, wo wir gemeinsam an deiner authentischen Kommunikation arbeiten – melde dich gerne. Die Impulse werden seltener. Aber die Arbeit wird intensiver.





Danke für deine wundervollen Inspirationen. Viel Spaß im next Level.
Viel Spaß bei deiner neuen Aufgabe und ich freue mich gerne auch unregelmäßig über neue Impulse😉🙏🏻🤗☀️