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"Kennen Sie den?"


Witz als „Opener“?

Vorgestern war ich als Beobachter zu einer Veranstaltung geladen, wo ich hintereinander fünf Präsentationen miterleben durfte. Im Anschluss war ich gehalten, jede Rede zu analysieren und Feedback zu geben. Einige Präsentationen waren sehr gut und professionell strukturiert, bei anderen war noch Luft nach oben. Eine der Teilnehmerinnen hatte ihre Präsentation mit einem Witz eröffnet. Damit wollte sie eine positive und lockere Grundstimmung schaffen. “Gleich zu Beginn der Rede das Publikum zum Schmunzeln oder Lachen zu bringen, kann doch nicht verkehrt sein.” Es entbrannte eine leidenschaftliche und sehr kontroverse Diskussion über das Pro und Contra eines Witzes als “Opener”.

Grundsätzlich ist gegen einen guten Witz nichts einzuwenden. Wenn Sie einige einfache Grundregeln beachten, die für Witze nicht nur im Zusammenhang mit Präsentationen gelten, ist es durchaus wahrscheinlich, dass Sie Ihr Ziel erreichen.

Nicht witzig?

Dass Ihr Witz nicht auf Kosten von Minderheiten gehen darf, sollte selbstverständlich sein. Seien Sie hierbei lieber übervorsichtig, als dass Sie unnötigerweise einen Teil Ihrer Zuhörer verletzen und für immer verlieren. Auch darf es Ihnen bewusst sein, dass Humor eine sehr subjektive Angelegenheit ist. Pointen über die ich mich wegschmeiße, finden Sie vielleicht einfach nur blöde. Es kann also passieren, dass der von Ihnen gewünschte Effekt nicht eintritt. Einen weiteren Punkt gilt es zu beachten: Inhalt, Genre und Form bestimmen das Image des Redners mit. Wollen Sie also nicht als komplett stillos gelten, vermeiden Sie anzügliche oder vulgäre Witze ebenso wie Kraftausdrücke. Wenn Sie allerdings die Forderung Quintilians an jeden Redner beherzigen und “ein guter Mensch sind, der etwas zu sagen hat“, werden Sie jedes Fettnäpfchen mit Bravour erkennen und umgehen.

Witz ist Handwerk

Sind Sie ein guter Witzeerzähler? Die meisten Witze sind kleine Geschichten. Sie dürfen sich also mit den Gesetzen und Strukturen des Storytellings auskennen. Wenn Sie den Witz spontan beginnen, ohne dass Sie wissen wie Sie zur Pointe kommen, werden Sie auf halber Strecke verhungern. Das Resultat ist ein peinlicher Rohrkrepierer. Es sei denn Sie gehören zu den wenigen Naturtalenten unter den Witzeerzählern, müssen Sie den Vortrag minutiös proben. Hierbei starten Sie immer mit der Pointe und gehen dann in Gedanken die Geschichte rückwärts durch bis zum Anfang. Welche Stationen nötig sind, um eine Geschichte stringent und wirkungsvoll zu präsentieren, also die Grundlagen des Storytellings, ist ein wichtiger Bestandteil eines guten Präsentationstrainings und würde hier zu weit führen.

Steigen Sie in den Witz so ein, dass es für das Publikum nicht ersichtlich ist, dass Sie einen Witz erzählen. Jeder Präsentator, der erkennbar versucht, witzig zu sein, reizt – anders als ein Comedian, von dem es erwartet wird – den Widerspruch seiner Zuhörer. „Das wollen wir doch mal sehen!“ Die Pointe trifft auf skeptische Erwartung und hat es entsprechend schwer, ihre Wirkung zu entfalten. Wenn Sie hingegen mit ernster Miene eine „kleine Geschichte” wie ein persönliches Erlebnis erzählen, und sich das ganze erst durch die Pointe als Witz entpuppt, ist Ihnen die Überraschung gelungen und sie haben die Lacher auf Ihrer Seite.

Das Ausprobieren macht richtig Spass und ist häufig einer der witzigen Höhepunkte in meinen Präsentationstrainings. Legen Sie einfach los. Auf dass kein Auge trocken bleibe.

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